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Ehrgeiz – Dein Feind im Hundetraining ?

Lange hast du auf diesen Tag gewartet und endlich zieht er ein der kleine niedliche Welpe. Als neuer Hundebesitzer hast du schon einige Vorbereitungen getroffen, damit es dem neuen Familienmitglied vom ersten Tag an gut geht. Ja und selbstverständlich hast du dir die ersten Tage Urlaub genommen, denn dein Welpe soll sich, muss sich bei Dir wohlfühlen.

Nachdem er die erste Autofahrt überstanden, das erste Mal aus seinem Wassernapf geschlürft, das erste Welpenfutter aus seinem eigenen Fressnapf geschlungen und auch gleich das erste Nickerchen auf deinem Arm gemacht hat bist du überglücklich das Anton, so nennst du ihn von jetzt an, bei Dir sein kann. Von deinen Gefühlen überwältigt denkst du darüber nach was für ein gutes Los Anton doch getroffen hat. Während du deinen Gefühlen freien Lauf lässt, hoffst du natürlich dass er ein gesunder und guter Hund sein wird. Aber ein paar Stunden später kommen Dir bereits einige Zweifel, ob du Antons Erziehung gerecht werden kannst.

Weil du keine Zeit verlieren willst, überlegst du deshalb was klein Anton alles lernen soll und was aus deiner Sicht selbstverständlich und logisch ist. Also ganz oben steht, Pippi und Kacka nicht in die Wohnung, nicht die Möbel anknabbern, nicht laufend bellen, nicht die Hauskatze jagen, sich mit Nachbars Lumpi vertragen usw..

Da du wie immer gut gelaunt, motiviert und vorbereitet bist klappt das Üben mit dem Kleinen anfänglich auch ganz toll. Anton lernt sehr schnell, ist stets aufmerksam und hüpft mit Freunde um dich herum während du ihm das „Sitz!“ und andere Sachen beibringst. Natürlich bist du stolz auf Anton weil er sich schon in den ersten Tagen so gut entwickelt.

Nach ein paar Wochen jedoch merkst du Anton wird immer mutiger. Nein, du musst es zugeben, er wird einfach frecher. Er nutzt jede Gelegenheit dich bei Freunden und Nachbarn vor zuführen, und dir den berühmten Finger zu zeigen. Öfters als man es glauben kann macht Anton was er will. Lumpi den Nachbarhund konnte Anton schon mal gar nicht leiden. Obwohl das liegt ja „eigentlich“ eindeutig an Lumpi!

Man lässt sich ja nicht nachsagen streng und ungerecht zu sein, aber einige Dinge gehen gar nicht. Anton springt seit kurzer Zeit Besuch an. Du denkst, das geht auf keinen Fall!

Plötzlich geht es mit dem Hundetraining nur noch in mikroskopisch kleinen Schritten voran. Verzweifelt überlegst du warum ausgerechnet dein Hund so viel Probleme macht. Warum musst du Anton ständig ermahnen und dich wiederholen damit er überhaupt mal reagiert?

Die Sorgenfalten sind bereits fest in dein Gesicht eingebrannt. Nun mobilisierst du deine letzten Reserven, reißt dich zusammen. Andere packen das doch auch! Anton muss hören, ob er will oder nicht! Von einem Bekannten hast du gehört dass man dran bleiben muss. „Setz dich durch“, hat er erklärt. „So verweichlichst und vermenschlichst du deinen Hund nur! Übrigens, früher haben wir das schon immer so und so gemacht" , sagt er noch. In deiner Verzweiflung tust du Dinge die du bereust bevor du sie gemacht hast. Mit aller Dramatik rast eure Hund-Mensch-Beziehung in einer Spirale des Verderbens in den Abgrund.

Woran könnte es liegen dass so viel mit Antons Erziehung verkehrt läuft?

Nun, als Erstes fragst du dich ob Anton ein gesunder Hund ist. Übrigens keine schlechte Idee! Dein letzter Tierarztbesuch liegt noch nicht lange zurück. Gesundheitliche Probleme kannst du damit ausschließen.

Du erkennst das Anton offensichtlich Bedürfnisse entwickelt hat, die mit deinen persönlichen Vorstellungen so überhaupt nicht übereinstimmen. Und tatsächlich könnte es daran liegen was du von deinem Hund erwartest und wie deine Gewohnheiten sind. Je mehr du darüber nachdenkst wirst du vielleicht feststellen, dass du mit deinem Hund viel zu ehrgeizig warst und auf sein Tempo nicht geachtet hast.

Beispielsweise warst du ungeduldig, wenn dein Kommando nicht sofort ausgeführt wurde. Du hast dich mehrfach wiederholt während du auf Anton eingeredet hast. In der Zwischenzeit weißt du, dass er nicht stur ist und du ihm etwas mehr Zeit geben musst. So wird dein Hund das gewünschte Kommando erlernen und zuverlässig ausführen können.

Du nimmst dir vor deine bisherige Strategie und dein Verhalten zu ändern. Entschleunigung ist angesagt! Letztendlich wirst Du ab sofort mit viel mehr Motivation und noch viel mehr Geduld üben. Ganz wichtig wird dabei sein, dass du dich dem Lerntempo deines Hundes anpassen kannst. Du wirst ruhig üben und willst nun darauf achten bei jeder Übung nicht zu viele Wiederholungen zu machen. Sobald etwas gut klappt und besonders gut ist, willst du aufhören und Anton immer eine längere Pause gönnen. Damit wird er bei erneutem Üben das bis dahin erlernte schnell abrufen können. Er wird dir immer öfters, gut und mit Freude folgen.

Und wie war das mit dem Anspringen? Du bist entspannt, entschleunigt, motiviert und Anton springt dir schon wiedermal in der Haustür entgegen. Gelassen wie du nun hoffentlich bist lässt du dich von Antons aufgeregten Hüpfern nicht anstecken. Du ziehst deine Schuhe und die Jacke aus, begrüßt die Kinder und deinen Schatz.

Aber Hallo, wer ist hier die Nummer Eins? Was ist denn jetzt los? Anton muss sich vor staunen sogar mit „allen vier Pfoten“ setzen. Auf diesen Moment hast du gewartet! Gut vorbereitet wie du nun bist, gibst du ihm was super Leckeres und lobst ihn sofort.

Fein, Anton!“

Was hast du gerade gelobt? Richtig, ein erwünschtes Verhalten ...