Kettensägentraining einmal anders

Es ist wiedermal Zeit für eine Gassirunde. Mia und ich oder ich und Mia allein im Hunsrück unterwegs. Wer führt da eigentlich wen? Da ist sie wieder die Frage nach der Leinenführigkeit. Als Hundetrainer/in hat Mann bzw. Frau ja eine genaue Vorstellung was eine gute Leinenführigkeit ist. Deshalb habe ich beschlossen mir etwas mehr "Auszeit" zu nehmen, unsere Bindung zu festigen und das Laufen an der lockeren Leine noch etwas zu perfektionieren. Mia ist ja erst anderthalb und längst noch kein fertiger, aber dafür um so liebenswerter Hund. Nun, wir haben diese böse Pubertät hinter uns gelassen und sind nun in der Adoleszenz.
Hurra - Oh wie toll, eine neue Aufgabe! Wer einen Hund hat dem wird so schnell nicht langweilig. Aber das machen wir ja gern und mit viel Leidenschaft. Es stellt sich immer mehr heraus, dass Mia wohl auch eine Kundschafterin ist. Sie ist an allem interessiert und möchte alles kennenlernen. Wenn sie etwas nicht sofort erkennt, reagiert sie teilweise etwas unsicher oder auch mutig, je nach Situation eben. Aber welch ein Glück, wir sind ja eine Hundeschule und so packen wir es an.
Wie man auf dem Foto vom letzten Jahr sieht, lief Mia schon als Junghund gut an der lockeren Leine (haben wir ja auch geübt). Sie kann es also! Was wollen wir da noch verbessern? Nun ein Blickkontakt, eine Rückversicherung mehr ab und zu wäre ganz schön. Sie sollte an der Leine möglichst nicht eine halbe Länge vorgehen, wenn sie „Ihr Ding“ macht. Wir sind eben anspruchsvoll…
Nun aber geht’s los! Ich bleibe stehen und bestätige Mia wenn sie mich fragend anschaut. Wir gehen weiter, wenn sie mir ein zweites Mal tief in die Augen schaut. Sie bleibt dicht bei mir. Ich schaue, dass sie die Umgebung noch wahrnimmt aber trotzdem auf mich achtet. Alles ist perfekt! Radfahrer kreuzen unseren Weg. Sie sieht mich an, ich sage leise „sitz“. Sie setzt sich und als die Radfahrer näher kommen legt sie sich entspannt ab. Aufmerksam beobachtet sie die Situation, so stelle ich mir das vor. Es zieht uns weiter, ein Pedelec kommt angerauscht. So was komisches kennt sie noch nicht. Sie schaut mich fragend an, ich lasse ihr Zeit, bestätige ihr ruhiges Verhalten. Keine große Sache mehr für Mia.
Und da ist sie, eine Abwechselung, eine neue Herausforderung – Waldarbeiter, schweres Gerät, Lärm, viel Lärm. Aber auch das meistert sie gelassen. Wir bleiben am Weg stehen, beobachten einige Zeit eine Maschine welche große Stämme aus dem Unterholz zieht und aufstapelt. Mia schaut interessiert. Die Geräusche irritieren sie nicht. Sie schaut mich an. Wir gehen weiter. Ich bin froh, dass ich sie angeleint hatte.
Einige Kilometer entfernt, man überhört es nicht, Kettensägengeräusche direkt am Weg. Ich freue mich – nicht wegen der vielen gefällten Bäume – nein, wegen der neuen Situation. Lärm, Aufregung, eine neue Übung. Das hatten wir so noch nie. Wir wollen ruhig bleiben, beherzt gehen wir es an. Mia schaut skeptisch, dann schaut sie mich an. Ich bestätige sie, lese ihre Körpersprache. Sie zeigt keine Angst und vertraut mir. Langsam, mit kurzen Unterbrechungen passieren wir die Stelle mit dem höchsten Lärm. Mia zeigt keine Angst und beobachtet. Der Waldarbeiter grüßt freundlich. Ein paar Meter hinter uns wirft der Arbeiter Holzscheite in Richtung Lkw. Mia zeigt kein Meideverhalten und bleibt ruhig. Wir gehen entspannt weiter.
Nachdem wir ca. 25 Min. unterwegs sind gebe ich etwas mehr Leine. Den halben Weg haben wir geschafft nun kommt die verdiente Freizeit.
Gut gemacht, Mia! Das war ein richtig guter Start in den Tag.